foto
facts & a c s

acts and fact

cts-and-facts.de

Willkommen bei acts-and-facts.de
unserem politischen Forum

Denkanregung

Die Staatsgebilde der heute wirtschaftlich starken und politisch stabilen Länder der Welt haben eines gemeinsam. Sie bauen auf einer seit Generationen eingespielten politischen Entwicklung auf. Bürgerliche Meinung und wissenschaftliche Erkenntnisse haben einen entscheidenden Einfluss auf deren rechtsstaatliche und sozial ausgewogene Entwicklung genommen. Man kann unumwunden sagen, dass alle wirtschaftlich starken Länder, die ihre Wirtschaftskraft nicht nur einer einzigen Ressource, wie z.B. Erdöl, verdanken, auch eine starke Demokratie haben. Das lässt sich leicht nachvollziehen, wenn man ein Staatsgebilde mit einem riesigen Uhrwerk vergleicht. Würde ein solches Uhrwerk nur aus einem einzigen Rad bestehen, das sich zudem im Besitz eines einzigen Menschen befindet, so benötigt es nur noch ausreichend Personen, die dieses Rad nach dem Willen des Besitzes in Drehung bringen, was dann für den Besitzers des Rades zu Ertrag führt. Auf die Drehenden selbst haben Mechanik und Leistung des Rades keinen Einfluss. Sie sind beliebig austauschbar, solange ausreichend Ersatz zur Verfügung steht. Um das Beispiel in die Politik zurückzuversetzen, ein Diktator muss sich wenig um das Wohlergehen seiner Bürger kümmern, solange er genügend Arbeitskraftreserve hat. Aller Ertrag der Arbeitsleistung fließt ihm ungeschmälert zu, mal weniger, mal mehr, je nachdem, wie schnell sich das Rad dreht. Aber aus dem Einsatz der vielen resultiert immer noch ein Vieles mehr, als er verbrauchen kann, so dass es ihn auch nicht in seiner Substanz berührt, wenn der Ertrag Schwankungen unterliegt. Alleine seine Vernunft bewirkt, dass er zur Erhaltung der Arbeitskraft, die notwendig ist sein Zahnrad zu drehen, immer gerade ausreichende Anteile seines Ertrags - entsprechend ihrer individuellen Bedeutung für ihn - an die Bürger zu verteilt,

In der Zeit der Aufklärung Ende des 18. Jahrhunderts begannen die Bürger die Rechtmäßigkeit dieses Zustandes anzuzweifeln und sich nicht mehr als Arbeitsbienen ohne jeden Eigenanspruch an der erarbeiteten Leistung zu sehen.

Ich möchte hier bis an die absolute Basis der Gesellschaft zurückgehen. Auf das einzelne Individuum, das zu Beginn der Menschheit alleine durch seine Existenz mit allen denkbaren Rechten ausgestattet war und dem alles, was er produziert und anderweitig erwarb, unstrittig selbst gehörte, ohne dass irgend jemand auch nur einen Teilhabeanspruch besaß. Nun finden sich mehrere solcher Individuen zusammen, weil das eben unstrittig Vorteile mit sich bringt. Ich spreche von Sicherheit gegen Angriffe anderer, die eben aus einer Gruppe heraus leichter abzuwehren sind. Ich spreche von einer gleichmäßigeren und besseren Versorgung, weil eine Gruppe anders Jagen, anders Ackerbau und anders neue Methoden entwickeln kann. Eine Gruppe bietet zudem die Möglichkeit, dass sich einzelne Mitglieder auf das spezialisieren was sie am besten leisten können. Dadurch werden einzelne einerseits von Arbeiten entlastet, die sie ohnedies nur unvollkommen bewältigen können und zugleich in die Lage versetzt, ihren Fähigkeiten entsprechend auf anderem Gebiet Höchstleistungen zu vollbringen. Um es wieder mit archaischen Bildern zu beschreiben, es macht keinen Sinn, dass ein guter Jäger, der zugleich ein schlechter Baumeister ist, die Hälfte seiner verfügbaren Zeit an seinem Wohngebäude herumwerkelt, ohne dies je zufriedenstellend errichten zu können, und ihm deshalb die Zeit zur Jagd fehlt, wodurch zugleich seine Nahrungsversorgung gefährdet ist, wenn es in der Gruppe wiederum einen begnadeten Baumeister gibt, der allerdings unsportlich ist, dass er kaum Erfolg bei der Jagd haben kann. Sinnvoll ist es hier daher, dass der eine nur noch für den Bau der Unterkünfte und der andere nur für die Jagd zuständig ist, was die Gruppenleistung erheblich vergrößert. Damit ergibt sich aber die Situation, dass die Personen, die den unmittelbar lebenserhaltenden Ertrag einbringen, mit denen das Ergebnis ihrer Leistung teilen müssen, deren Beitrag unter Umständen nicht einmal direkt messbar ist. So denke man z.B. an ein Gruppenmitglied, das vielleicht sogar nicht eigenständig lebensfähig ist, aber dennoch eine Aufgabe wie z.B. eine Wächterfunktion etc. hat, die aber nachträglich jeweils ‚wertlos' erscheint, weil gar kein Feind gekommen ist. Das Zuteilen von Erträgen aus produktiven Tätigkeiten an Personen, die keine direkten Erträge erwirtschaften, ist letztlich die Geburt der Steuer. Jeder Produzierende gibt einen Teil seines Erfolges ab, der dem Nicht-Produzierenden als Lebensgrundlage dient. Das funktioniert allerdings nur, solange das Verhältnis von produktiven zu unproduktiven Kräften und den entsprechenden Zuweisungsschlüsseln gewahrt bleibt.

Mit der Bildung einer Gruppe kommen somit einerseits Funktionen hinzu, andererseits ergibt sich das Problem des Teilens der Ressourcen. Aber auch Rechte müssen zu Gunsten der Gemeinschaft aufgegeben werden. Mit der Aufgabe individueller Rechte zu Gunsten einer Gruppe ergeben sich wechselwirkend jedoch auch Verantwortlichkeiten für die Gemeinschaft. Verbietet die Gruppe z.B. den Mitgliedern, auf eigene Faust zu Jagen, so übernimmt sie zugleich die Verantwortung, im ausreichenden Maße für die Nahrungsbeschaffung der betroffenen Gruppenmitglieder zu sorgen. Verbietet sie die individuelle Nutzung von Landschaft und Natur, so muss sie dafür sorgen, dass jedem einträgliche Arbeitsmöglichkeit und Wohnung zur Verfügung steht. Es sind also, um wieder zur heutigen Zeit zurückzuspringen, keine Almosen, wenn Wohnsitz- und Arbeitslose versorgt werden müssen. Das ergibt sich schlicht aus dem Verbot, dass sich die Betroffenen selbst auf eigene Faust - entgegen Gemeinschaftsregeln - z.B. durch Fischfang und Jagd oder durch Bau einer Unterkunft auf öffentlichem Gelände, ihre Existenz sichern können.
Durch fortschreitende Änderungen der Sozialstruktur, durch neue Regeln und Sozialwirkungen von Erfindungen wurde das ursprüngliche einrädige Uhrwerk mehr und mehr ergänzt und schließlich zum hochkomplizierten Räderwerk, das kaum noch von jemandem in all seinen Funktionen und in der gegenseitigen Einflußnahme der Zahnräder ausreichend verstanden wurde.
Man musste es auch nicht verstehen. Es war empirisch über Jahrhunderte gewachsen und alle Ergänzungen erfolgten nach und nach und unter Beobachtung ihres Einflusses. Wurde z.B. ein Rad ergänzt und das Uhrwerk begann als Folge davon zu haken, unruhig zu laufen oder gar stehen zu bleiben, so hat man das neue Rad als Störer erkannt und sofort wieder entfernt. Erst nach reiflicher Überlegung oder unter neuen Bedingungen wurde dann vielleicht mit einem veränderten Rad ein neuer Anlauf gemacht.
Natürlich war in diesem alten Räderwerk kein Anspruch auf eine Verteilungsgerechtigkeit vorgesehen. Es entstand ja unter diktatorischen oder monarchistischen Bedingungen und berücksichtigte keineswegs soziale Geschichtspunkte
Nach der Aufklärung mussten daher Korrekturräder eingefügt werden. Es ist verständlich, dass hier Fehler entstanden. Zur Behebung wurden weitere Räder ergänzt, die an anderen Stellen des Uhrwerks andere nicht vorausgesehene Probleme auslösten. So erfolgten im Laufe der Zeit immer häufigere und immer größere Eingriffe in das Uhrwerk, dessen Funktionen niemand mehr überschauen konnte. Anstatt sich als unpassend erweisenden Räder sofort wieder zu entfernen, kamen Theoretiker und fügten schnell und gedankenlos mehrere Zusatzräder zur vorgeblichen Kompensierung des Fehlers ein. Daraus erfolgen weitere Fehlfunktionen, die zuvor nicht bedacht worden waren, und erneut versucht man die vielen neuen Fehler durch den Einbau weiterer Kompensationsräder zu beheben.

Letztlich wurde das Räderwerk völlig systemlos und undurchschaubar, so dass niemand mehr in der Lage ist, die vielen nun in ihm befindlichen Fehler in irgendeiner Weise zu beheben, ohne dass zu gleich eine weitere Verschlechterung eintritt. Clever wäre es, einfach das Uhrwerk nach und nach bis zu dem Zeitpunkt zurückzubauen, an dem es noch funktionierte, und erst dann mit Bedacht zu überlegen, in wie weit Ergänzungen wegen des sozialen Wandels vorgenommen werden müssen.

Wir befinden uns somit wieder in der heutigen Situation. In archaischen Gemeinschaften waren die Regeln einfach. Man konnte nur aufteilen, was man hatte. Wurde ein Hirsch erjagt, so konnte man wohl kaum zwei an die Stammesmitglieder verteilen. Nun, heute geht das und wird auch gemacht, denn man hat ja den Kredit erfunden, den die archaischen Völker nicht kannten. Das Geld, das ja eigentlich der Verteilungsschlüssel für die vorhandenen Werte sein sollte, wird schlicht im Vorgriff für kommende Werte gedruckt und verteilt. Wenn nun aber diese Werte nicht zusätzlich, also zu den bereits vorhandenen Werten zuzüglich des Werteverbrauchs, erwirtschaftet werden, so ist auf einmal mehr Schlüsselzuweisung vorhanden, als es Werte zu verteilen gibt. Das bedeutet schlicht, entweder muss die Gemeinschaft nun ehrlich eine Inflationsabwertung festlegen oder aber seine Mitglieder betrügen. Betrügen, in dem man dem Bürger Geld und damit Anspruch auf die Teilhabe am Gemeinschaftsertrag gibt, da dieser Ertrag aber in der Realität längst verteilt ist, sorgt man zugleich dafür, dass ihm dieses Geld auf anderer Art und Weise wieder entzogen wird, z.B. durch höhere Steuern, Bußgeldern bei Regelverstößen und Gebühren. Das ist letztlich der Gegensatz der westlichen Industriestaaten gegenüber dem ehemaligen Ostblock. Im Ostblock gab es ebenfalls nichts mehr zu verteilen. Als Resultat gab man den Bürgern dennoch Geld als Zeichen eines stetig steigenden Anspruchs am Gemeinertrag. Da dieser Ertrag allerdings weit unterhalb der verteilen Anspruchsscheine blieb, blieben einfach die Geschäfte leer, so dass der Bürger seinen theoretischen Volksanteil praktisch nicht beanspruchen konnte. Um wieder das archaische Beispiel zu bringen, ein Anführer kann zwar den Braten im Voraus per Versprechen verteilen, wenn dann aber die Beute geringer ausfällt, so kann er trotz allen Versprechungen nur das verteilen, was auch da ist. Auch heute funktionieren Verteilungsversprechen nicht auf Dauer, wenn der Bürger tagtäglich durch sicht- und spürbare Diskrepanzen an deren Unredlichkeit erinnert wird. Die heutigen Industriestaaten könnten alleine durch die Leistungen der Maschinen, die ja nicht zu letzt Bürgern die Arbeits- und somit Lebensgrundlage entzogen haben, seine Bürger ausreichend versorgen, hätte sie den Volksertrag nicht bereits unverhältnismäßig und ungerecht verteilt.
Es ist also nicht die Lösung, hinzugehen und durch Lohnerhöhungen - also durch Verteilungsversprechen - mehr Anteilscheine an die Bürger zu verteilen, denn dadurch alleine gibt ja nicht mehr zu verteilen. Die Lösung bedeutet schlicht, das Räderwerk zurückzubauen und zu hinterfragen, wie es möglich war, dass sich eine kleine Gruppe von Personen in den letzten Jahrzehnten so in den Verteilungsprozess einklinken konnte, dass jeder von ihnen mehr als tausend mal höhere Anteile wie normale Bürger beansprucht. Wie Bürger, die unter Umständen sehr viel härter arbeiten und objektiv mehr für die Gesellschaft leisten. Man stelle sich vor, tausend total verarmte Bürger könnten schlagartig wieder in Würde leben, würde eine einzige Person nicht bei der Verteilung des Gemeinschaftsprodukts ohne jede Rechtfertigung bevorzugt. Und von diesen Leuten gibt es viele. Es ist nicht, wie Moritz Huntzinger mal behauptete, eine Neidkultur, wenn man die Höhe der Gehälter von Spitzen'verdienern' anzweifelt. Es ist schlich eine Frage des gerechten Teilens der Volksleistung. Jeder Cent, den ein solcher Vielbeansprucher zu viel erhält, wird einem anderen genommen, der ihn verdient hat. Denn in einer Volkswirtschaft, die funktionieren soll, wird kein Kopfgeld gedruckt, sondern Geld im Gegenwert der erbrachten Gemeinschaftsleistung.
Aber das ist nicht alles. Ich unterstelle, um den Vorwurf der Neidkultur zu entkräften, der Großbezieher aus dem Gemeinschaftsertrag würde in der Tat eine Leistung erbringen. Wie sieht es dann aber mit seinen Erben aus. Der Großbezieher konnte in seinem Arbeitsleben so extrem viel mehr Geld, also Beszugsberechtigungen für Fremdleistungen, anhäufen als er je trotz fürstlichem Leben verbrauchen konnte. Er hatte daher die Möglichkeit der Kapitalinvestition in großem Stil und so der Vermehrung durch Verzinsung. Bei geschickter Geldanlage muss nach seinem Tod keiner seiner Nachkommen jemals auch nur einen Handschlag für die Gemeinschaft vollbringen und kann dennoch durch Kapitalzinsen in Saus und Braus leben und die Arbeitsleistungen anderer für sich vereinnahmen. Dennoch wird sein Vermögen weiter wachsen, denn ab einer bestimmten Größenordnung sind auch die Zinserträge so hoch, dass sie trotz Luxusleben nicht vollständig aufgebraucht werden können. Von solchen feudalen Lebensbedingungen konnte zu vordemokratischen Zeiten selbst der Adel nur träumen.
Zugleich leben die Erben der Arbeiter, die die Maschinen konstruiert und gebaut haben, die in den Betrieben stehen, in denen die Nachkommen der Spitzen'verdiener' ihr Geld investiert haben, durch die eigens gebauten Maschinen arbeitslos und abhängig von sozialen Kleingaben und Gnadenakten.
Geht die Entwicklung weiter, so ist absehbar, dass sie irgendwann wieder an ihrem Ausgangspunkt steht. Es gibt nur noch ein Rad, das einem einzelnen gehört, denn Kapital frisst nicht nur Armut, sondern größeres Kapital frisst auch großes Kapital.

Der Schlüssel zu einer stabilen sozialen Wirtschaft liegt daher nicht darin, Löhne auf dem Papier zu erhöhen. Der Erhöhung steht kein zu verteilender Gegenwert gegenüber, denn der Kuchen ist verteilt. Die Lösung besteht darin, die nicht zu rechtfertigenden Großeinkommen bis auf ein wirtschaftlich vertretbares Maß zurückzufahren. Dadurch sparen die Firmen enorme Summen ein, was dann entweder höhere Steuern bewirkt, wodurch eine geringere allgemeine Steuerbelastung ermöglicht wird, oder zu sinkenden Preisen führt. Von beidem hat der Bürger mehr als von inflationsbegleitenden Lohnerhöhungen. Zusätzlich sinkt damit der Abstand der Produktionskosten gegenüber den Niedriglohnländern, was den Export erheblich begünstigen wird, aber auch im Inland heimische Ware besser stellt.

zurück zum Forum

Ansprüche und Pflichten der Demokratie
zurück
zu profilm.de

Impressum